Bozen ab, 10:30 Uhr; Galtür an, 16:45 Uhr, 276 km.
Für die heutige Königsetappe erwartet uns bereits heller Sonnenschein, da und dort eine weisse Wolke. Aber sie machen den Himmel erst recht schön.
Nach einer kleinen Irritation betreffend die richtige Route geht es jetzt in der Diretissima nach Norden zum Penser Joch. Offenbar handelt es sich hier um einen für Tempobolzer sehr beliebten Pass. Erst steigt die Strasse gemächlich durch kleine Dörfer, fettgrüne Wiesen links und rechts. Auf zwei Dritteln Höhe dann ein kleiner Ausstellplatz. Da halten wir an und beobachten die Heisssporne, die hier ihre sehr schnellen Geräte geparkt haben. Sie messen die Streckenzeiten ihrer Kollegen. Im Wahnsinnstempo donnern sie die lange Gerade herauf. Bevor die engen Kurven erreicht sind, drehen sie ab, kommen zurück und wollen ihre Fahrzeiten sehen.
Es ist nicht mehr weit zum Penser Joch auf 2215 m.ü.M. Auch hier sammeln sich die Motorradfahrer, Die tolle Aussicht verlangt das. Hinunter nach Sterzing erwartet uns ein Feuerwerk an schnellen und bisweilen engen Kurven. Eine schöne Fahrt. Kurvenspass, heisst das im Fachjargon. Von Sterzing, das wir nicht besuchen, aber bekannt ist als Einkaufsparadies, geht es sogleich weiter zum Jaufenpass. Bemerkenswert sind die langgezogenen Kurven bei mässiger Steigung. Oben haben sich Veteranen mit ihren historischen Motorrädern eingefunden. Sie machen sich bereit zur Abfahrt. Das heisst für uns rasch weg, bevor die knatternden Zweiräder die Strasse unsicher machen.
Von St. Leonhard sind wir schon wieder gefordert: es geht kurvenreich mit unzähligen Haarnadeln hinauf zum Timmelsjoch auf 2509 m.ü.M (gemäss Tafel auf dem Joch, in der Karte sind es 50m weniger. Wie schnell die Berge wachsen…!). Wir müssen aber auch hier nicht vereinsamen! Das Timmelsjoch ist ein angesagtes Muss, der wahre Höhepunkt des Tages.
Oben die übliche Ansammlung Gleichgesinnter, die sich mit uns die zahlreichen Sehenswürdigkeiten vornehmen. Es ist spürbar kühler geworden, 8 Grad C, unten lag die Temperatur bei 24 Grad.
Bei der Mautstation dann die Ziegen, die um den Aussichtspavillon herumtrippeln. Von hier aus geniesst man einen herrlichen Ausblick, im Süden die Ötztaler Alpen, dort wo der berühmte Ötzi herkommt und im Norden das lange, immer breiter werdende, gleichnamige Tal.
Weil schon längst zur Routine geworden, packen wir zügig die wunderschöne (gefährliche) Abfahrt ins Tal an. In Sölden dann eine Rast, bei einer Jausestation (traditionell Speck, Wurst und Brot).
Noch ist die Strecke bis zum Ziel beachtlich. Aus kostenträchtiger Erfahrung geprüft, meiden wir die Schnellstrasse bei Imst. Die Fahrt ohne Vignette zieht unweigerlich drakonische Strafen nach sich. Die Österreichischen Strassenmauthüter kennen da kein Pardon.
Kurz nach Landeck nehmen wir die Abzweigung ins Paznauntal, vorbei an Ischgl und erreichen das kleine Dorf Galtür. Ein Geheimtipp für wanderlustige Familien. Das Hotel ist sauber und freundlich eingerichtet, der Chef ein GS-Fahrer. Da in der näheren Umgebung keine Tankstelle auszumachen ist, weiss der Hotelier beruhigenden Rat. Die nächste Zapfstelle befinde sich in Gaschurn. Mit der eben angezeigten Reserve reiche das Benzin für morgen noch gut.
Über das Nachtessen gibt es nichts zu klagen, auch der Wein ist richtig temperiert. Den Grappa nehmen wir an der Bar und erfahren von der Barmaid, dass sie Ungarin sei, wie viele hier in der Gegend, die im Service arbeiten. In zwei Wochen fahre sie mit ihrer kleinen Kiste nach Hause, 10 Stunden könnten es schon werden oder sogar mehr!
