Villach ab, 08:45 Uhr; Villach an, 17:10 Uhr, 117 km.
Um 6:15 Uhr kommen wir in Villach an. Der Himmel ist bedeckt. Es sieht aber nicht nach Regen aus. Livio hat noch kurz das Wagenabteil inspiziert, wo wir ursprünglich die Nacht hätten verbringen sollen. Er ist entsetzt: wir hätten keine Möglichkeit gehabt, uns irgendwie etwas entspannter hinzusetzen. Neben „unseren“ Plätzen hätten sich zwei Reisende voll auf den vier verbleibenden Sitzen ausgebreitet.
Wir laden ab und verabschieden uns von unserem Mitreisenden, der uns stolz seine Maschine vorstellt. Ein Ungetüm mit einer (seine Worte: sehr seltenen) Springgabel und einem Lenker, zu dem er die Arme weit über Kopf emporrecken muss. Nein, das bedeute nichts bezüglich der Durchblutung, es lasse sich so sehr entspannt fahren. Ja, wie soll sowas folgenlos an ihm vorübergehen?
Wir fahren durch die noch fast menschenleere Stadt zum Hauptplatz. Hotel Post. Von aussen fast etwas unscheinbar, von innen aber sehr gepflegt und mit einigen Altertümern ausgestattet. Das Zimmer ist ok.
Wir sind eingeladen, zu frühstücken. Das nehmen wir gerne an, vermerken diese edle Gastfreundschaft hoch erfreut und studieren anschliessend die Karte, um den heutigen Ausflug zu besprechen.
Gegen 9 geht es los zum Ossiachersee. Das Ufer ist fest in privater Hand. Nur an den Schiffstegen und bei Wasserungsrampen kann man sich dem Wasser nähern. Eben landet in Ossiach ein Ausflugssschiff und nimmt eine Gesellschaft für eine Rundfahrt auf.
Wir besuchen derweil das Ossiacher Stift, das sich als wahres Bijou entpuppt. Wir erkunden es ausgiebig. Sehr schön restaurierte Kirche, pittoresker Friedhof sowie Gärten und Grünflächen mit zeitgenössischer Kunst reichhaltig geschmückt.
Wir fahren weiter Richtung Klagenfurt. Eine abwechslungsreiche Strecke. Bei Krumpendorf treffen wir auf den Wörthersee, halten aber nicht an, sondern fahren gleich weiter ins Zentrum von Klagenfurt. Am Eingang zur Herrengasse stellen wir die Maschinen ab und spazieren ins Zentrum. An einem der Häuser prangt eine Tafel mit der Inschrift, dass hier Napoleon Bonaparte genächtigt haben soll. Schon stehen wir am Eingang zum Alten Platz. Eine gepflegte, breite Ladenstrasse mit schönen Geschäfte. Mehr als ein Kirchturm ragt über die Dächer. Wir spazieren und fotografieren Gassen, Palmen und Kirchen von aussen und innen.
Am Ende landen wir im Gasthaus Landhaushof beim Mittagessen und gucken uns die Leute an, die da auch essen. Das Bild ist etwa so, wie man es aus Italien gewohnt ist. Grosses Palaver, lange Mittagspause.
Im Hof stehen einige Polizisten. Wir erfahren von einem von ihnen, dass eine Parlamentssitzung im Gange sei und sie eine allfällige Demo zu verhindern hätten. Aber der Platz liegt friedlich in der Mittagssonne, weit und breit keine Demonstranten zu sehen. Für Jörg Haider sei eine Gedenkstätte an der Unfallstelle errichtet worden. Graz ist die Hauptstadt von Steiermark, Bludenz von Vorarlberg, Klagenfurt von Kärnten. So, das wäre ein für alle Mal geklärt.
Wir schwingen uns wieder in die Sättel, auf zum Wörthersee. Viktring und Keutschach passieren wir und halten auf dem erhöhten Car-Parkplatz in Maria Wörth an. Die hübsche Kapelle auf dem Hügel gehört zu einem Wallfahrtsweg, der von Klagenfurth weit nach Westen führt. An der Schifflände setzen wir uns auf einen Stein. Es ist heiss geworden. Die Sonne brennt und der Schweiss beginnt zu rinnen.
Gut, führt die Strasse dem See entlang und durch kleine kühle Wäldchen.
Wir wollen uns das Schauspiel der Harleyfraktionen doch noch aus der Nähe beschnuppern und nehmen Kurs zum Faakersee. Tatsächlich, da wimmelt es von Brummern aller Art. Vom einfachen Bike bis zum exotischsten Exoten. Breite Walzen, hohe Lenker, schräge Typen. Am Strassenrand immer wieder Tische und Bänke mit Fahrern, die sich hier ein oder merere Biere mit Hendl hineinziehen. Auf den Strassen hordenweise Harleys, die den See zu dritt nebeneinander gemächlich umrunden.
Wir halten an und lassen die Schwarzen an uns vorüberziehen. Dann geht’s ab nach Villach, wo wir uns im Hotel in Zivilisten verwandeln.
Kleine Fototour durch Villach, selbstverständlich muss für Livio auch die Kirche herhalten.
Nachtessen im Hotel. Ein erlesener Dreigänger. Dann noch ein kleiner Spaziergang durch die nächtliche, geschmackvoll beleuchtete Hauptgasse. Ende der Vorstellung für heute.